SPD zum Museums-Vorstoß der CDU: Karneval und Aschermittwoch in einem …

Am 31. Januar wurde der Antrag der Verwaltung zur Wiederherrichtung einer kompakten Dauerausstellung zur Dinslakener Stadtgeschichte geschoben – auf Bitte der CDU-Fraktion. Begründung: Man müsse zunächst das Gutachten zum Stadthistorischen Zentrum (Archiv und Museum in einem Komplex) abwarten. Diesem an sich sinnvollen Argument konnten die anderen Fraktionen folgen. Jetzt fordern die Christdemokraten auf ihrer Fraktionsklausur die Totalamputation des Museums, obwohl das von ihnen angeführte Gesamtgutachten noch gar nicht vorliegt. Aus Sicht des SPD-Fraktionsvizes Johannes Niggemeier war der CDU-Antrag auf Verschiebung folglich unehrlich und rein taktisch motiviert: „Wenn das die neuen Umgangsformen sind, dann gute Nacht!“ Die Argumentation mit den Besucherzahlen ist aus seiner Warte mehr als fragwürdig: Die Dauerausstellung musste wegen der notwendigen Sanierungsarbeiten demontiert werden, in dieser Situation mit Zahlen zu argumentieren sei schon dreist. Schließlich habe schon eine ganze Schülergeneration gar keine Chance gehabt, die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte zu besuchen.
Die SPD will eine kompakte, kostengünstige Wiederherstellung der Dauerausstellung mit Konzentration auf wichtige Abschnitte in der historischen Entwicklung Dinslakens. „Die Ausstellungsstücke sind ja da, so Niggemeier, sie müssen nur in neuer Form präsentiert werden, unter Einbeziehung neuer Medien und vielleicht mit einer stärkeren Einbindung des Archivs. Dann kommen auch wieder die Besucher.“ Der „Hau-weg- den Scheiߓ-Vorstoß der CDU setzt aus Sicht der SPD Vieles unwiederbringlich aufs Spiel: Historisches Bewusstsein einer Stadt – so Niggemeier – ist ein in langer Zeit gewachsenes Gut, viele Menschen arbeiten daran, auch oft im Verborgenen, ohne im Scheinwerferlicht zu stehen. Dieser Zusammenhang sei sehr empfindlich, eine so einschneidende Maßnahme hätte langfristig sehr negative Auswirkungen aufs Ganze.
Die SPD sieht auch die ehrenamtliche Arbeit vieler Menschen im Umfeld des Museums mit dem CDU-Vorstoß abgewertet, sieht aber gleichwohl noch Möglichkeiten, Bürger noch stärker einzubinden. Auch stehe der Förderverein Museum Voswinckelshof mit erheblichen finanziellen Mitteln in den Startlöchern, um die Wiederherstellung der Dauerausstellung zu unterstützen.
Zudem arbeite der Arbeitskreis „Baustelle Museum“ seit geraumer Zeit – unter maßgeblicher CDU-Beteiligung – zusammen mit der Verwaltung an dem neuen Ausstellungskonzept.
Überhaupt nicht nachvollziehbar ist aus Sicht der Sozialdemokraten das Ansinnen der CDU, wenn sie an die reichhaltigen Ausstellungsstücke des Museums denken, die für die Zeit der Sanierung des Voswinckelshofs auf mehrere Depotstandorte in Dinslaken verteilt wurden. Sie fragen sich, ob nach der fiskalischen Bewertung durch den Kämmerer auf einen Euro-Betrag nun wirklich die historische Substanz einer fast 750-jährigen Stadt zum 1-Euro-Shop für die Museen umliegender und hochverschuldeter Städte werden soll. Das wäre für die SPD ein Treppenwitz der Geschichte: Dinslaken hackt sich ohne Not ein kulturpolitisches Standbein ab, Pleitestädte wie Duisburg, Oberhausen und Essen kaufen den „Ramsch“ zum Schnapperpreis für ihre Depots, und Dinslaken finanziert durch zukünftige Umlageverfahren auf Landesebene deren Kulturlandschaft. Toll! Karneval und Aschermittwoch in einem!